Film über die Irular Ureinwohner in Tamil Nadu
Buch und Regie: Dr. Tamara Spitzing
Kamera: Ralf A. Gemmecke
Übersetzung und Assistenz: Franzis Porsingula
Produktion: History Media GMBH Wiesbaden Jörg Müllner
Austrahlung von ARTE.
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Anschließend kann darüber diskutiert werden.
Bei der Regie-Arbeit:
Tamara Spitzing.
Links von ihr Francis Porsingula,
rechts Ralf A. Gemmecke.
Mit der Kamera in der Savanne: Ralf A. Gemmecke.
Die Irular sind auf der Suche nach Pflanzen mit Heilkraft.
Der spannende Film erzählt anschaulich über Alltag und Festtag einer Gruppe von Irular Adivasi. Es sind genau die Ureinwohner, die eng mit uns von Zukunft Irular e.V. befreundet sind und die wir bei ihren Bemühungen in einer modernen Umgebung zu überleben und sich durchzusetzen, aktiv unterstützen.
Shanjiwi ist eine junge Frau aus Kollamedu. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder, Magalakshmi und Prakesh. Sie ist außerordentlich lebhaft und geht mit ihren Emotionen völlig offen um.
Der Film folgt ihr, zeigt, wie sie ihre täglichen Aufgaben bewältigt, aber auch was für sie der Besuch eines Festes bedeutet. Darüber hinaus sind ihr besondere für ihre Tradition typische Gaben gegeben, denen sie verantwortungsbewusst gerecht wird.
Shanjiwi während einer Versammlung.
Die junge Frau ist außerordentlich redegewandt, verfügt über einen sprühenden Humor, sowie über eine eindrucksvolle Mimik und Gestik.
Einer Frau aus der Irular Gemeinschaft mit der Kamera nachzugehen, ist besonders aufschlussreich. Im Gegensatz zu den anderen indischen Gesellschaften, die auch heute noch weitestgehend die Frauen im Schatten – und zwar in ziemlich dunklem Schatten - halten, sind Irular Frauen mit den Männern gleichberechtigt. Im Film ist deutlich zu sehen, dass die Irular Frauen in der Regel lebhafter sind. So entsteht der Eindruck, dass sie es sind, die im Vordergrund stehen.
Die Irular gehen sehr liebevoll miteinander um - die Geschwister, Freunde und Ehepartner untereinander, die Eltern mit ihren Kindern. Auch das Verhältnis zu uns von Zukunft Irular ist ausgesprochen herzlich.
In der Morgendämmerung reinigt Shanjiwi die Erde vor ihrer Hütte mit Wasser und Kuhdung. Dann streut sie mit weißem Reismehl aus der Hand einen Kolam – ein kompliziertes Ornament. Dies ist insbesondere in Tamil Nadu und Kerala eine alltägliche Aufgabe der Frauen. Der Dekor soll durch seine Schönheit die wohlwollenden Kräfte erfreuen und anziehen und die übel wollenden schrecken und verscheuchen.
Das Frühstück wird, wie auch die anderen Malzeiten am offenen Feuer im Hof zubereitet. Doch jedes Mal bevor sie den Reis kocht, vollzieht sie eine puja, ein kleines Opfer. Es wird damit vorbereitet, dass die heiligen Farben Gelb und Rot sorgfältig auf Gefäße und Herde aufgetragen werden.
Bevor Shanjiwi das Feuer entzündet bemalt sie Töpfe und Herde gelb und rot. Gelb steht für göttches Heil, Rot für weibliche Energie.
Und dann ruft da ja auch noch die Arbeit. Allerdings haben die meisten Irular zeitweise keine, ansonsten schlecht bezahlte Arbeit. Ein Grund dafür ist, das sie keine Möglichkeit hatten zu Schule zu gehen oder eine anderweitige Ausbildung zu erhalten. (Das ist es, was Zukunft Irular ändern will, um die Situation der Irular entscheidend zu verbessern!)
Shanjiwi ist sehr froh darüber, dass Zukunft Irular vor kurzem eine Stelle beschaffen konnte.
Die Irular kennen die Heilkraft der Pflanzen in der Wildnis. Sie haben ein eigenes effektives Heilsystem.
In ihrer freien Zeit nehmen die Irular ihr altes Leben als Jäger und Sammler wieder auf. Sie schweifen familienweise in die Savanne aus. Frauen, Männer und Kinder sammeln Heilkräuter, essbare Wurzeln und Früchte, fangen Fische oder jagen Kleintiere.
Sie kennen heilende Mittel und Verfahren, von denen wir keine Ahnung haben.
Murugammal hat von ihrem Vater die Wirkung von Heilkräutern erlernt und weiß wie man sie anwendet.
Am jedem Freitag führt Shanjiwi eine puja vor ihrer Gottheit Kanniyammal aus, deren Wohnsitz ein Neembaum ist. Einfache Ziegelsteine am Fuße des Baum es repräsentieren die Göttin. Die und der untere Teil des Stammes werden Von Shanjiwi und ihrer Freundin Singari mit viel göttlicher gelber Farbe und einigen Streifen in Rot bemalt.
Puja am Fuße eines Neem-baumes. Seine Blätter gelten als heilend. Sie dienen auch zur Des-infektion.
Dann legen sie Blüten aus, entzünden Räucherwerk und eine Lampe. Das Opfer, die puja, ist dargebracht.
Dies alles wird gefilmt und plötzlich geschieht etwas für uns alle völlig unerwartetes. Shanjiwi wird von einer Kraft erfasst, sie zuckt und schleudert den Kopf, bewegt sich ruckartig und stößt Worte hervor. Sie ist von der Gottheit ergriffen worden, in Trance gefallen. In diesem Zustand spricht sie mit Singari, die darauf eingeht.
Mit der Kompetenz der Gottheit erklärt sie, dass sich die Lebensumstände von Singari allmählich verbessern, sie müsse nur etwas Geduld haben.
Shanjiwi hat eine hohe schamanische Begabung. Sie fällt häufig ganz spontan in Trance. Aus ihr spricht dann die Gottheit. Sie berät die Anwesenden und hilft ihnen Schwierigkeiten zu überwinden.
Als Schamanin erfüllt sie in ihrer Gesellschaft etwa die gleichen Funktionen, die in der westlichen Welt eine Psychoanalytikerin hat – und dies auf verblüffend effektive Weise.
Der Alltag ist hart für die Ureinwohner. Aber sie wissen ihre Feste zusammen mit ihrer Gottheit Kanniyammal zu feiern.
Shanjiwi sagt: Es ist so schön da, zu tanzen und zu singen. Wir genießen nur diesen glücklichen Augenblick und wollen, dass sich nichts daran ändert.
Der Film berichtet über das große Jahresfest der Irular.
Statuen der Gottheiten aus Neem-Zweigen. Fallen Men-schen während des Festes in Trance, gelten sie, aber auch die Statuen als von den Gottheiten ergriffen.
Die Gottheit Kanniyammal und ihre Schwester Mariamman (die zugleich mit ihr vereinigt ist), werden während des Festes aus Neembaum-Zweigen geschaffen und mit bunten Girlanden geschmückt.
Die Träger ziehen los zum Dorf, sobald die Gottheiten auf ihren Kopf gesetzt worden sind.
Sie werden begleitet von Trommlern und singendem und lebhaft tanzendem Volk.
Kanniyammal und Mariamman, manchmal auch Kanniyammal alleine, werden von Trägern auf dem Kopf von Hütte zu Hütte getragen. Vor jedem Anwesen wartet schon die Hausfrau oder eine Tochter mit einem Tablett von Puja-Gaben.
Das auffälligste Merkmal der Opfer-Handlung ist das verehrende kreisende Schwenken eines Tablettes aus Kupfer mit einem entflammten Kampferstück vor der Gottheit.
Die kleine Prozession zieht mehrmals von Hütte zu Hütte – bisweilen auch nach Anbruch der Dunkelheit.
Während des Umzugs beweist die Gottheit ihre Anwesend-heit da-durch, dass immer wieder Männer wie auch Frauen von ihr in Trance ergriffen werden.
Der Mann mit dem gelben Beinkleid befindet sich in Trance. Die Gottheit hat ihm schwankende Bewegungen auferlegt und lässt ihn sprechen. Der liegenden war nach einer Ergreifung zusammen gebrochen und wird mit Wasser wieder ins Wachbewusstsein zurückgeholt. An das, was während der Trance vorgefallen ist, erinnert er sich nicht.
Shanjiwi ist auch bei dieser Gelegenheit in Trance gefallen. Kanniyammal benutzt sie, um aus ihr heraus eine Botschaft an die Umstehenden zu richten. Sie vermittelt zwischen der Gottheit und den Menschen ihrer Umgebung.
Shanjiwi be-spricht mit Frauen der Irular Warunga-lam Society ein Projekt. Sie ist Sekretärin der Irular Selbsthilfe-NGO.
Zukunft Irular hat Shanjiwi als Sozialarbeiterin angestellt. Sie geht unserer Projektleiterin Franzis zur Hand. Die junge Frau setzt sich mit großer Energie, wachem Geist und bewundernswerter Eigeninitiative für die Förderung ihrer Leute ein.
Wir von Zukunft Irular freuen uns, dass wir einen exzellenten Weg gefunden haben ebenso alte wie positiv zu werdende Traditionen kombiniert mit moderner Ausbildungsförderung und beruflichem Training für die eigenständigen Entwicklung einer ehrwürdigen Kultur zu nutzen.
Und wir möchten ganz unverblümt auch sagen, dass wir diese unserer Vorgehensweise, Zukunft Irular e.V. gemeinsam mit Irular Varungalam Society, durchaus auch als vorbildhaft für andere Entwicklungsprojekte ansehen. Kultur und Tradition wird in der Entwicklungspolitik immer noch vernachlässigt. Wir müssen noch daran arbeiten der Entwicklungspolitik ein wirklich humanes Antlitz zu verleihen.
Gruppenbild mit Irular - und mit Tamara Spitzing (Regie), Francis Porsingula (Projektleiterin Indien), Günter Spitzing (Zukunft Irular e.V.).
Ganz in Gelb: Shanjiwi.